DER BILDHAUER FRANZ BERNHARD



Franz Bernhard gehört zu den bedeutenden deutschen Bildhauern der Nachkriegsgeneration. Schon kurz nach Abschluss des Studiums der Bildhauerei an der Kunstakademie in Karlsruhe bei Wilhelm Loth und Werken bei Fritz Klemm von 1959-1966 beginnt eine bis heute anhaltende intensive Ausstellungstätigkeit. Er erhielt eine Vielzahl von Stipendien und Preisen. Seine Werke werden schon früh bundesweit in zahlreiche Museums- und Privatsammlungen aufgenommen.  Neben den Plastiken findet sein eigenständiges zeichnerisches und druckgrafisches Werk Beachtung. 1980 beginnt mit der Aufstellung der Plastik „Ulmer Knie“ in Ulm die Verwirklichung von rd. 50 Großplastiken im öffentlichen Raum. Mit Standorten wie Brüssel und Moskau auch mit internationaler Wirkung.

Mit seiner Aussage: „Der Mensch ist Ausgangspunkt, Stimulans und Ziel meiner Arbeit. Ich strebe kein naturgetreues Abbild an, sondern etwas wie ein anthropomorphes Zeichen“ 1) umreißt Franz Bernhard prägnant den Kern seiner bildhauerischen Programmatik. Den von ihm geschaffenen Dingen ist die Suche nach der richtigen Form, in die das „Menschgestaltige“ als allgemeiner Ausdruck eingeschrieben ist, abzulesen.  Seine aus Eisen und Holz gefertigten Plastiken treten uns unverwechselbar gegenüber und entfalten in deren Präsenz ein Gefühl von Leiblichkeit. Seine gestalterische Herangehensweise formuliert Franz Bernhard wie folgt: „Man kann ein Aktmodell „aufbauen“ wie ein architektonisches Gebilde. Ich mache aus dünn dick. Ich lasse ein Bein weg, wenn es stört. Ich lasse den Kopf weg, wenn er stört. Ich mache aus kurz lang. Ich mache aus lang kurz. Ich beschäftige mich mit Abläufen von Formen, mit Abläufen verschieden schwerer Massen, mit Proportionen, mit Winkeln, mit Rhythmen. Ich gestalte Übergänge. Ich mache Dinge. Meine Dinge greifen in den Raum. Ich gestalte Räume“ 2).  Obwohl seine Arbeiten festgefügte und durch die verwendeten Materialien oft auch schwere Objekte sind, wirken sie doch beweglich und labil. Um dies zu erreichen, kommt der Gestaltung der Übergänge besondere Bedeutung zu. Wie im menschlichen Körper die Gelenke Bewegung ermöglichen, so gestaltet Franz Bernhard seine Übergänge zwischen den verschiedenen Massen seiner Plastiken in einer Weise, die den Eindruck von Beweglichkeit evoziert. Die mit verschiedenen menschlichen Körperhaltungen wie liegen, stehen, lehnen, beugen, aufrichten, abstützen usw. verbundenen Körperspannungen sind seinen Werken eingeschrieben. Betrachtet man seine Arbeiten unter diesem Blickwinkel zeigt sich seine genaue Beobachtungsgabe und sein tiefes Verständnis der menschlichen Anatomie und ermöglicht einen tieferen Zugang zu seinem Werk. Mit dieser programmatischen Herangehensweise treibt Franz Bernhard den bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Bildhauerei begonnen Weg in der Darstellung der menschlichen Figur hin zur Abstraktion deutlich und unverwechselbar weiter. Ihm kommt damit im Bereich der Gestaltfindung zum Thema Mensch in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts eine wegweisende Rolle zu. 3)

Andreas Schell

1) Wolfgang Rothe, Werkverzeichnis der Skulpturen 1964 bis 1989, Heidelberg 1985, S. 16

2) Ebenda S. 13

3) Wolfgang Thomeczek, Franz Bernhard / Marwan Gesichter, Köpfe und Figuren. Menschenbilder, Tiefenthal 2021, S. 6

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